Weil Sprache unsere Welt formt – Begriffserklärungen rund um Pride

In unserem Blogartikel zur Geschichte und Bedeutung der Pride-Flagge haben wir erste Begriffe der queeren Community erklärt. In diesem Artikel möchten wir weitere Begriffserklärungen ergänzen. Wenn du mehr zu der Entstehung und den verschiedenen Pride-Fahnen wissen möchtest, schau dir gerne den Artikel „Viele bunte Farben – das Kurzportrait der Pride-Flaggen“ an.
Da sich Sprache permanent verändert, gibt es eine Vielzahl an Begriffen für die unterschiedlichsten Dinge, Personen, Emotionen oder Situationen. Alte Begrifflichkeiten werden verworfen, neue angeeignet. Deshalb können wir in diesem Artikel nur die aktuelle (2022) Diskussion wiedergeben und sind gespannt auf deine Meinung zu den unterschiedlichen Begriffen.

1. * und :

Das Sternchen wird als Form der geschlechterinklusiven Sprache genutzt, um eine sprachliche und somit gesellschaftliche Gleichstellung zu erreichen. Gesprochen wird es als kurze Pause, verschriftlicht schaut es wie folgt aus: Leser*innen. Dabei sollen Menschen aller Identitäten angesprochen werden. Dieses Symbol wird verwendet, um die Vielzahl der möglichen sexuellen und geschlechtlichen Identitäten zu symbolisieren, die sich hinter einer Bezeichnung verbergen können (inter*, trans*, Frau*, Mann*, …). Der Gender-Doppelpunkt ist die jüngste Form der gendergerechten Sprache und gilt als inklusiver. Sprachprogramme für zum Beispiel blinde Menschen können den Doppelpunkt am besten wiedergeben, da dadurch die Sprechpause, ähnlich dem gesprochenen Gendern, gemacht wird.

2. § 175 StGB / Homosexuellenverfolgung

Inhaltlich bedeutet der § 175 StGB unter anderem die Bestrafung sexueller Handlungen unter Personen männlichen* Geschlechts. Er existierte bis 1994 und wurde im Deutschen Reich verabschiedet. Im Nationalsozialismus gipfelte die Verfolgung nach dem § 175 von homosexuellen Männern* in der Tötung in Konzentrationslagern. Noch bis 1978 wurde die Kastration als strafmildernde Maßnahme auf Grundlage des § 175 vorgestellt und durchgeführt. Seit 2017 können Personen einen Antrag auf Rehabilitation, also auf Entschädigung, stellen.

3. AGG (allgemeines Gleichbehandlungsgesetz)

Im AGG ist rechtlich geregelt, dass Menschen nicht auf Grund ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität benachteiligt werden dürfen. Dieses gilt seit 2006. Jedoch ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz nur auf bestimmte Lebensbereiche begrenzt. Es schützt nicht vor Diskriminierung innerhalb eines Wohnraums. Die Anwendungsbereiche der gesetzlichen Regelung umfassen unter anderem Beschäftigungen und Berufe sowie Dienstleistungen bzw. Zivilrecht.

4. Ally, Advocate, Activist

Ally wird mit „Unterstützer:in“ übersetzt und primär für Menschen genutzt, die einer Mehrheit (Weiß, Heterosexuell, …) angehören und eine unterdrückte Gruppe (queere Community, BIPoC, …) unterstützen. Queere Allies sind Menschen, die selbst nicht der Community angehören, aber sich für diese aktiv einsetzen.

Advocate bedeutet im Deutschen „Fürsprecher:in“. Advocate zu sein bedeutet für eine bestimmte Gruppe zu sprechen und über Themen zu informieren, die die Gruppe berühren. In der LGBTQIA+ Community können das sowohl queere Menschen als auch Allies sein, die sich öffentlich für die Gemeinschaft aussprechen.

Activist heißt auf Deutsch „Aktivist:in“ und umfasst alle Menschen, die sich politisch engagieren und sich für die Rechte von diskriminierten Personen einsetzen. Dabei ist es wichtig, dass es zu Handlungen, zum Beispiel demonstrieren kommt, reden allein reicht für die Bezeichnung Activist nicht aus.

5. Androgyn

Androgyn als Bezeichnung kann verschiedene Dinge aussagen. Zum einen als eine Art der Geschlechtspräsentation, die sowohl männliche* als auch weibliche* Elemente aufweist oder sich auf einem Spektrum dazwischen bewegt. Zum anderen kann sich androgyn auf die äußere Erscheinung einer Person beziehen. Der Begriff kann sich aber auch auf die Geschlechtsidentität beziehen, die sich zwischen männlich* und weiblich* verortet.

6. Bewegung (LQBTQIA+ Bewegung)

Mit der LGBTQIA+ Bewegung sind aktuelle und historische Versuche gemeint, die Rechte und Lebensbedingungen von queeren Menschen zu verbessern. So bunt wie die Community selbst sind auch die Interessen der einzelnen Personen. Aus dieser Vielfalt entstehen viele unterschiedliche soziale Bewegungen mit eigenen Kämpfen. Was sie jedoch eint, ist die gesetzliche und gesellschaftliche Anerkennung und Sichtbarkeit, für die sie einstehen. Die Rechte von trans* und inter* Personen sind aber immer noch stark eingeschränkt. Zwar wurden erste Verbesserungen durch den Aktivismus errungen, Beispielsweise die Abschaffung der Zwangssterilisation, um den Personenstand zu wechseln, doch psychiatrische Gutachten und hohe Gerichtskosten sind aufgrund des „Transsexuellengesetzes“ nach wie vor unumgänglich.

7. Bias

Der englische Begriff Bias wird im Deutschen mit „Voreingenommenheit“ oder „Verzerrung“ übersetzt. Die Folgen von Bias kann Ungleichbehandlung sein. Zum Beispiel greift der Bias in vielen Einstellungsverfahren und benachteiligt strukturell bestimmte soziale Gruppen, wie Frauen* oder BIPoC.

8. binäres Geschlechtersystem

Dem binären Geschlechtersystem liegt die Annahme zugrunde, dass es nur zwei Geschlechter gibt: männlich und weiblich. Dieses Denken wird in jedem Bereich des gesellschaftlichen Miteinanders übertragen, zum Beispiel bei Geschlechterrollen, dem körperlichen Geschlecht, der Ernährung oder dem Kleidungskauf. Alle andere Geschlechter werden als Abweichung betrachtet und dementsprechend unterdrückt. Das binäre Geschlechtersystem wird durch Verhaltensweisen, Normen und Regeln im Alltag hergestellt und zementiert (Doing Gender). Mit der Binarität kommt es ebenso zu einer Heteronormativität und Cisnormativität, die an anderer Stelle genauer erklärt werden.

9. BIPoC

BIPoC ist eine Abkürzung für „Black, Indigenous and People of Color“ und bedeutet auf Deutsch „Schwarz, Indigen“ und der Begriff „People of Color“ wird nicht übersetzt. In diesem Zusammenhang gibt es noch die Selbstbezeichnung QT*I*BIPoC, die auf die Mehrfachdiskriminierung von queeren Menschen verweist. Zum Beispiel können sich QT*I*BIPoC in BIPoC Räumen mit ihrer queeren Identität nicht gesehen fühlen und in queeren Räumen Rassismus erfahren.

10. Butch/Femme

Butch beschreibt eine tendenziell maskuline* Geschlechterrepräsentation/-identität, insbesondere bei lesbischen und queeren Frauen* und wird als Selbstbezeichnung genutzt. Butches können auch nicht-binäre und nicht lesbische Personen sein. Der Begriff Femme wird Butch gegenübergestellt und beschreibt die feminine* Präsentation und Geschlechterrolle. Butch und Femme werden häufig als Rollenzuschreibungen in lesbischen Paarbeziehungen verwendet. Kritisiert wird hierbei, das Reproduzieren von heterosexuellen und patriarchalen Zuschreibungen. Die Gegenseite argumentiert, dass die bestehenden Rollenbilder eher infrage gestellt und somit patriarchale Strukturen herausgefordert werden.

11. (C)AFAB/(C)AMAB/DFAB/DMAB

AFAB steht für „Assigned Female* At Birth“ und wird übersetzt mit „nach der Geburt weiblich* zugewiesen“. Diese geschlechtliche Zuweisung wird nur aufgrund der Betrachtung der äußeren Geschlechtsorgane festgestellt und anschließend in der Geburtsurkunde registriert. Damit ist das eine Fremdzuschreibung von Ärzt:innen und die betroffene Person selbst hat keine Möglichkeit, Auskunft zu geben.

CAFAB steht für „Coercively Assigned Female* At Birth“ und soll mit dem Zusatz „Coercively“ die zwangsweise/gewaltsame Zuschreibung zu einem Geschlecht nach der Geburt unterstreichen. Dabei beziehen sich vor allem inter* Personen auf die Genital zwangszuweisende Operation nach der Geburt zu einem männlichen* oder weiblichen* Genital. Die Formulierung kann aber auch von trans* Personen benutzt werden, die damit ausdrücken, dass sie aufgrund ihrer Genitalien einem Geschlecht zugewiesen wurden, dem sie nicht zugehörig sind.

Die Abkürzung (C)AMAB steht für „(Coercively) Assigned Male* At birth”, also „bei Geburt dem männlichen* Geschlecht (gewaltsam) zugewiesen”.

DFAB/DMAB steht für „Designated Female* At Birth“/„Designated Male* At Birth“ und bedeutet so viel wie „bei der Geburt als weiblich*/männlich* bestimmt“. Inter*, trans* und nicht-binäre Personen, die bei ihrer Geburt dem weiblichen* oder männlichen* Geschlecht zugewiesen wurden, verwenden diese Bezeichnung, um auszudrücken, dass sie sich damit nicht oder nur teilweise identifizieren können.

12. Cis und Cisnormativität

Cis ist eine Vorsilbe und wird benutzt um auszudrücken, dass eine Person sich mit dem Geschlecht identifiziert, das sie bei der Geburt zugewiesen bekommen hat. Eine cis Frau* ist also eine Person, die nach der Geburt als weiblich* eingeordnet wurde und sich auch als Frau* identifiziert.
Wenn dich die ausführliche Erklärung zur Cisnormativität interessiert, findest du im Blogartikel „Our Bodies, our Lives, our Rights – 17.05 Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie” eine ausführlichere Beschreibung.

13. Coming-Out

Coming-out beschreibt einen persönlichen und selbstbestimmten Prozess, in dem Menschen ihr eigenes romantisches, sexuelles Begehren und/oder ihre geschlechtliche Identität wahr- und annehmen und diese nach außen tragen. Dabei wird zwischen dem innerem Coming-out, also dem Prozess der eigenen Bewusstwerdung und dem äußerem Coming-out, das heißt sich öffentlich dem Umfeld mitteilen, unterschieden. In Deutschland gibt es noch das dritte, rechtliche Coming-out. Das bezeichnet den Begutachtungsprozess im Rahmen des trans* sexuellen Gesetzes, wenn trans* Menschen ihren Vornamen und/oder Personenstand ändern wollen.
Hetero-cis Personen haben meist kein Coming-out, da sie den gesellschaftlichen Normen entsprechen. Jede Person sollte selbst entscheiden, wann und bei wem sie sich outen möchte. Wenn jemand gegen den eigenen Willen geoutet wird, heißt das „Outing“ und kann für die geoutete Person eine sehr traumatische Erfahrung mit Langzeitfolgen sein.

14. Community

Community bedeutet im Deutschen „Gemeinde“ oder „Gemeinschaft“. Im Zusammenhang mit Queer sind entweder alle queeren Einzelpersonen, Gruppen/Organisationen und Institute in einem räumlich begrenzten Raum gemeint, oder die Gesamtheit aller. Ähnliche und gemeinsame Erfahrungen führen zu einem ausgeprägten Gemeinschaftsgefühl der Community und prägen diese.

15. CSD/Christopher Street Day

CSD gilt als Überbegriff für Demonstrationen, Straßenfeste und Paraden, die von der LGBTQIA* Community organisiert werden. Dabei stehen Sichtbarkeit, Anerkennung und Gleichberechtigung im Zentrum der Veranstaltungen. Synonym wird CSD auch für den Pride Month Juni benutzt, was so aber nicht korrekt ist.
Wenn du mehr über die Entstehung und die Geschichte des Pride Month und im Zuge dessen über den CSD wissen möchtest, schau dir mal den Artikel „Pride Month – Eine kleine Zeitreise und warum Vergangenes hoch aktuell ist” an.

16. Divers/Dritte Option/Drittes Geschlecht

Divers ist seit 2018 neben männlich* und weiblich*, nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eine dritte Option, das Geschlecht anzugeben. Jedoch kann dieser Eintrag erst nach einer Begutachtung durch Mediziner:innen erfolgen und ist somit eine Fremdzuweisung. Die dritte Option ist demnach nur eine Minimallösung, an der dringend weitergearbeitet werden muss. Nicht-binären Menschen sollte der Zugang zu dieser Option ebenfalls ermöglicht werden und inter* Personen die Selbstbestimmung. Bei der dritten Option handelt es sich NICHT um ein drittes Geschlecht, sondern um einen Schirmbegriff für viele Identitäten.

17. Drag King/Queen/„Travestie“

Als Drag Kings bezeichnen sich meist Personen mit weiblich* zugewiesenem Geschlecht, die im Rahmen einer künstlerischen Performance Männlichkeit* darstellen oder parodieren. Dabei werden häufig die Geschlechter-Zeichen (Bart, Muskeln, …) verstärkt eingesetzt, um auf die Geschlechtskonstruktion oder die eigene Identität aufmerksam zu machen. Wichtig ist, Drag Kings von trans* Männern zu unterscheiden!

Drag Queens performen Weiblichkeit* in einer pointierten Weise im Kontext von Shows, Performances und ähnlichem. Dabei sind Drag Queens oft cis Männer*. Auch hier muss eine klare Abgrenzung zu trans* Frauen stattfinden.

„Travestie“ ist dabei der Überbegriff dieser Kunstform, bei der eine Überzeichnung von Stereotypen und Geschlechterklischees in einer Art der Performance parodiert werden. Drag spielt im Gegensatz zu Travestie nicht nur mit Geschlechterklischees, sondern geht darüber hinaus und kann mit dem Konzept von Geschlecht an sich brechen.

18. Dysphorie

Dysphorie beschreibt ein körperliches, soziales oder psychisches Unwohlsein, das durch Eigen- und Fremdwahrnehmung bei vielen trans* und nicht-binären Menschen entsteht. Dieses Gefühl kann durch verschiedene Dinge ausgelöst werden wie Pronomen, Kleidung, Namen oder körperliche Merkmale. Zum Beispiel sind Personen dysphorisch, wenn ihre Umwelt sie in einem falschen Geschlecht wahrnimmt.
Generell wird zwischen Körper- und Geschlechterdysphorie unterschieden. Letzteres beschreibt die Last, die entsteht, wenn die gesellschaftlich erwartete soziale Geschlechterrolle nicht mit dem eigenen Geschlechtsbewusstsein übereinstimmt. So wird beispielsweise von einer Person, die bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen bekommen hat, die sich selbst aber als männlich* identifiziert, erwartet, dass diese sich weiblich* verhält, kleidet und entsprechende Pronomen verwendet. Körperdysphorie kann entstehen, wenn körperliche Merkmale und Geschlechtsbewusstsein nicht übereinstimmen. Wegen des Leistungsdrucks unterziehen sich viele Betroffene einer körperangleichenden Maßnahme. Wichtig zu betonen ist, dass es nicht notwendig ist Dysphorie zu empfinden, um sich trans* oder nicht-binär zu bezeichnen!

19. Eigenbezeichnung vs. Fremdbezeichnung

Fremdbezeichnungen sind Worte, die von einer dominierenden Mehrheitsgesellschaft angewendet werden, um Gruppen abseits der gesellschaftlich hergestellten Norm zu definieren. Beschreibende Begriffe werden von der Mehrheitsgesellschaft nur für die „Anderen“ verwendet, so bezeichnet sie sich selbst nicht als hetero, cis oder weiß. Damit findet ein spaltender Prozess statt, der in „Normal“ und „Unnormal“ kategorisiert und als positiv und negativ konnotiert wird.
Selbstbezeichnungen können entweder angeeignete Begriffe sein, die von einer marginalisierten Gruppe wieder positiv besetzt werden, oder neue Worte, um sich oder etwas in Zusammenhang mit dieser Gruppe zu beschreiben. Diese positive und ermächtigende Selbstbezeichnung oder Rück-Aneignung der Fremdbezeichnung sind beispielsweise die Begriffe Queer, Ace (Abkürzung von a_sexuell), Aro (Abkürzung für a_romantisch) oder Dyke (ursprünglich Schimpfwort für lesbische Frau*). Dieses Zurückfordern oder wieder für sich beanspruchen nennt man auch Reclaiming. Beleidigungen werden innerhalb der Community genutzt, um somit den Begriff zu „entwaffnen”. Die Übernahme als Selbstbezeichnung dient der Provokation, der Konfrontation, dem Empowerment und der Sichtbarmachung von Diskriminierung und Marginalisierung. Es ist ein Unterschied, ob Betroffene einen reclaimten Begriff zur Selbstbeschreibung nutzen oder ob sie von Außenstehenden verwendet werden. Letzteres kann trotz erfolgtem Reclaiming eine Beleidigung darstellen. Teilweise werden diese Selbstbezeichnungen aber ignoriert und rassistische/sexistische Bezeichnungen bleiben bestehen.

20. Eingetragene Lebenspartner:innenschaft/Ehe

Erst seit 2017 können gleichgeschlechtlich liebende Paare heiraten. Seit 2001 wurde gesetzlich ermöglicht, dass zwei Menschen gleichen Geschlechts eine eingetragene Lebenspartner:innenschaft eingehen. Jedoch ist diese nicht der heterosexuellen Ehe gleichgestellt, vor allem was das Erbrecht oder Adoption betrifft. Trotz der Errungenschaft der „Ehe für Alle” ist kritisch zu betrachten, dass aus einem rechtlichen Standpunkt die Partner:innen einer gleichgeschlechtlichen Ehe im Vergleich zu verschiedengeschlechtlichen nicht gleichberechtigt sind. Ebenso sind nicht alle Personen mit ihren je eigenen Beziehungs- und Familienmodellen miteinbezogen. So können zum Beispiel polyamorös lebende Personen nicht beide Partner:innen ehelichen.

21. Empowerment

Der Begriff Empowerment wird in verschiedenen Kontexten gebraucht. Jedoch zielt er immer auf eine Herstellung von Selbstbestimmung, Selbstermächtigung und größere Handlungsfähigkeiten ab. Empowerment ist die Entwicklung von Widerstandsstrategien in einem fremdbestimmten Alltag mit einer ablehnenden Gesellschaft, die behauptet, spezifische Gruppen hätten keine Daseinsberechtigung. Was empowernd sein kann, ist höchst individuell. Empowernd kann sein, sich durch einen Austausch gemeinsam Wissen und Können anzueignen, sich von innen und außen zu stärken und vieles mehr.

22. Ergänzungsausweis

Der Ergänzungsausweis ist ein rechtsgültiges Dokument, dass sich trans* und nicht- binäre Personen vor der gerichtlichen Personenstandsänderung ausstellen lassen können. In diesem Dokument ist der richtige Name und das Geschlecht vermerkt. Wenn du dich für das Thema interessierst, findest du hier weitere Informationen.

23. FLINTA*

FLINTA* steht für Frauen*, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und a_gender Personen – für jene, die aufgrund der Geschlechtsidentität angesichts des Patriarchat von Diskriminierung betroffen sind. Das Gendersternchen soll jene Personen ansprechen, die sich in keinem der Buchstaben wiederfinden, aber ebenfalls aufgrund ihrer Geschlechtsidentität in einer patriarchalen heteronormativen Mehrheitsgesellschaft marginalisiert werden. Sprich alle, die kein cis Mann* sind – auch schwule oder bisexuelle cis Männer*, gehören daher nicht zu dieser Gruppe. Der Begriff dient vor allem dazu, bei Veranstaltungen oder im öffentlichen Raum deutlich zu machen, wer willkommen ist und was nicht toleriert wird.

24. Fluid

Fluid bedeutet übersetzt „flüssig“ und wird meistens als Nachsilbe genutzt. Dabei soll ausgedrückt werden, dass die Sexualität (Sexually-fluid) oder das Geschlecht (Gender-fluid) nicht feststeht, sondern sich ändert/ändern kann.

25. Geschlecht

Geschlecht bezieht sich häufig auf körperliche Merkmale und geht dabei meist ausschließlich auf die binäre Beschreibung von männlich* und weiblich* ein. Geschlecht ist in der westlichen Gesellschaft eine wichtige soziale Kategorie und somit ein Ordnungsprinzip. In einer Erweiterung des Begriffes und um sich von der Binarität zu lösen, wurde der Begriff „Gender” eingeführt. Gender wird synonym zu Geschlechtsidentitäten verwendet. Von einem soziologischen Standpunkt kann zwischen drei gesellschaftlich hergestellten Geschlechterkomponenten unterschieden werden: Das körperliche Geschlecht (sex, das biologische Geschlecht im Sinne der Genitalien und Hormone), das soziale Geschlecht (gender, Fähigkeit des Individuums, so zu agieren, dass das eigene Handeln/Auftreten mit der vorgenommenen sozialen Geschlechtszuschreibung übereinstimmt) und die sex Kategorie (die gesellschaftliche Zuschreibung zu einem Geschlecht, durch die Applikation von Geschlechtsstereotypen).
Gender ist somit ein soziales Konstrukt, das gesellschaftlich geteilt ist. Ideen wie sozialer Status, Geschlechtspräsentation, Rolle in der Gesellschaft, Lebensplanung, Sexualität und viele mehr können in unserer Gesellschaft in die Kategorien männlich* und weiblich* eingeordnet werden.

26. Geschlechtsidentität

Dieses Synonym von Gender bezieht sich auf die eigenen Vorstellungen vom eigenen Geschlecht und der damit verbundenen Geschlechterrolle. Niemand sonst kann deine Geschlechtsidentität definieren. Dieser Teil der eigenen Identität kann sich im Laufe des Lebens verändern. Ebenso muss die Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmen. Geschlechtsidentität manifestiert sich unter anderem in der Wahrnehmung des eigenen Körpers und seiner Repräsentanz nach außen.

27. Geschlechtspräsentation

Wie der Name schon verrät, geht es bei Geschlechtspräsentation um die Darstellung des eigenen Geschlechts nach außen. Es wird auch Doing-gender genannt und äußert sich in einem vergeschlechtlichten Verhalten durch Kleidung, Gesten, Sprechweise, Konsumverhalten usw. In der westlichen Gesellschaft sind nur die beiden Darstellungen weiblich* und männlich* akzeptiert. Eine androgyne Geschlechterpräsentation wird zum Beispiel oft als negativ oder verwirrend aufgenommen.

28. Gatekeeper:in

Gatekeeping ist der Ausschluss von Personen aus Räumen und/oder Communities, aber auch das Bestimmen über die Selbstbezeichnung von marginalisierten Gruppen/Personen. Gatekeeping ist eine negative Bezeichnung, die für Fremdbestimmung und Unterdrückung steht. Dabei wird der Begriff nicht nur für einzelne Personen, sondern auch für Organisationen und Institutionen verwendet. Ein Beispiel für Gatekeeping ist das Gericht, das über den Namen und das Geschlecht von trans* Personen entscheidet. Ein weiteres sind die Menschen der LGBTQIA+ Community, die trans* und inter* Personen ausschließen, wenn sie nicht an Dysphorie leiden.

29. Heteronormativität

Heteronormativ heißt, dass Heterosexualität als soziale Norm und „natürliche“ Ordnung gesehen wird. Der Begriff und das dahinterliegende Konzept möchte die Zweigeschlechtlichkeit und die damit einhergehende Machtasymmetrie kritisch hinterfragen. Wenn du mehr zu dem Thema „Heteronormativität“ wissen möchtest, schau bei unserem Blogbeitrag „Our Bodies, our Lives, our Rights – 17.05 Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“ vorbei.

30. IDAHOBIT

Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans*feindlichkeit findet seit 2005 jährlich am 17. Mai statt. Sichtbarkeit und der Kampf für Gleichberechtigung der LGBTQIA+ Community stehen im Mittelpunkt verschiedener Aktionen und Veranstaltungen. Ausführlichere Informationen zu diesem Feiertag findest du in unserem Blogartikel, der am 17.05 veröffentlicht wird „Our Bodies, our Lives, our Rights – 17.05 Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“.

31. Intersektionalität

Intersektionalität ist ein Begriff, der von Schwarzen Feminist:innen aus den USA erdacht worden ist und die Wechselwirkung verschiedener Diskriminierungsformen beschreibt. Wenn verschiedene Diskriminierungsformen gleichzeitig wirken, sich also „überschneiden”, wird von intersektionaler Diskriminierung gesprochen. Das ist eine spezielle Form der Mehrfachdiskriminierung. Zum Beispiel macht eine Schwarze Frau* andere Diskriminierungserfahrungen als ein Schwarzer Mann* oder eine weiße Frau*. Deshalb müssen insbesondere öffentliche Räume das Konzept und die damit einhergehenden Folgen der Intersektionalität mit bedenken. Nur so können Safe Spaces für Menschen, die von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind, entstehen.

32. Konversionstherapie

Konversionstherapie oder Reorientierungstherapie sind Versuche einer „Heilung“ im Bereich der Identität und/oder Sexualität. Dabei wird die Hetero- und Cisnormativität durchgesetzt, jede andere Identität gilt als anormal und behandlungsbedürftig. Die sexuelle Orientierung oder Identität einer Person wird in dieser „Therapie“ gezielt verändert oder unterdrückt. Viele Betroffene berichten von enorm belastenden psychischen Langzeitfolgen. Der Ablauf der Behandlung wird als gewaltvoll beschrieben. Organisationen wie die Kirche, aber auch bestimmte Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen bieten dieses Angebot an. Homosexualität ist keine Krankheit, die Behandlungsbedarf hat , ebenso schadet diese „Therapie” Menschen und sollte dementsprechend nicht so genannt, unserer Meinung nach, sogar verboten werden. Erst seit 12. Juni 2020 gilt ein Werbeverbot für Koversionstherapien. In dem Gesetz zum Schutz vor Konversionbehandlungen steht weiterhin das Verbot der Durchführung bei Minderjährigen unter 18 Jahren.

33. LGBTIQ*- Feindlichkeit

LGBTIQ*- oder Queerfeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von queeren Menschen. Dies zeigt sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteilen, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber queeren Personen. Diskriminierung ist die Abwertung und Benachteiligung eines Menschen oder einer Gruppe aufgrund von zugeschriebenen Merkmalen, die meistens nicht in die weiße hetero-cis Norm passen. Der 17.05 möchte Queerfeindlichkeit sichtbar machen.

34. LGBTTIQQAAP*

LGBTTIQQAAP* steht für lesbisch, schwul (gay), bisexuell, asexuell, trans*, inter*, queer, questioning und pansexuell. Oft steht dabei ein + oder ein * um alle Menschen einzubeziehen, die durch die Buchstaben nicht repräsentiert werden. Da aber durch die Buchstaben und das ständige Erweitern der Abkürzung der Begriff sehr sperrig geworden ist, wird häufig von queerer Community, Regenbogen-Gemeinschaft oder Regenbogen-Community geredet.

35. Privileg

Privilegien sind Vorrechte oder Vorteile, die bestimmten Personengruppen zuteilwerden. Dabei kann ein Privileg körperlich/physischen (Geschlecht, Hautfarbe, Gesundheit, …) und/oder sozialen (Bildung, Finanzen, Familie, …) Ursprungs sein. Wie sich diese äußern, ist unterschiedlich. So kann ein Privileg die Abwesenheit von Diskriminierung, gesellschaftliche Anerkennung bis hin zu bessere Bezahlung sein. Dabei sind den meisten Menschen die eigenen Privilegien oftmals nicht bewusst, was dazu führt, das Menschen, die sie nicht haben, weiterhin unterdrückt werden. Wichtig zu erkennen ist, dass Personen ihre Privilegien meist auf Kosten der marginalisierten Gruppen nutzen. Seine eigenen Privilegien kann Mensch aber nutzen, indem für Gleichberechtigung aller gekämpft und die Reichweite genutzt wird, die durch ein oder mehrere Privilegien entstehen. Eines der größten Privilegien ist die patriarchale Struktur. Männern wird dabei eine bewusste und unbewusste Bevorteilung gegenüber anderen Geschlechtern eingeräumt. Jedoch ist die Aussage „Alle Männer sind privilegiert“ umstritten, da nicht jede:r gleich ist, und viele verschiedene Faktoren zu Privilegien hinzukommen.

36. Queer

Der Begriff Queer stammt aus dem Englischen und wurde früher als Schimpfwort benutzt, bis die Community das Wort reclaimt hat. Die Selbstbezeichnung wird vor allem von Menschen angewendet, die ihre Identität außerhalb der gesellschaftlichen weißen hetero cis Norm sehen. Als Sammelbegriff umfasst queer alle Untergruppen der LGBTQIA+ Community, ohne einzelne hervorzuheben, auszuschließen oder zu labeln. Ebenso wird der Begriff für eine Theorierichtung und einen Wissenschaftszweig genutzt. Diese interdisziplinäre kulturwissenschaftliche Forschungsrichtung nennt sich Queer Studies oder Queer Theory. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Unterdrückungsformen, verknüpft diese miteinander und stellt Sexualität und Geschlecht als primäre Forschungsobjekte heraus. Dabei soll das Schubladendenken der Forschung prinzipiell aufgebrochen werden.

37. Questioning

Questioning ist ein englischer Begriff, der mit „fragend“ übersetzt werden kann. In der LGBTQIA+ Community charakterisieren sich Menschen so, wenn sie (noch) keine Bezeichnung gefunden haben, die ihre sexuelle/romantische Orientierung und/oder ihre geschlechtliche Identität passend beschreibt. Menschen, die questioning sind, gehören als fester Bestandteil der queeren Community an.

38. Regenbogenfamilie

Regenbogenfamilien bestehen meist aus Eltern, die der queeren Community angehören. Dabei gibt es viele verschiedene Konstellationen, so kann das ein gleichgeschlechtlich liebendes Paar mit Kind(ern) sein, eine Co-Elternschaft, ein Elternteil kann eine trans* Person sein usw. Prinzipiell geht es darum, Sichtbarkeit zu schaffen, dass die klassische Kernfamilie – Mutter, Vater, Kind – nicht die Norm ist. Es gibt viele Familienentwürfe, die von diesem klassischen Modell abweichen. Leider haben Regenbogenfamilien deutlich weniger Rechte, zum Beispiel beim Adoptions- und Erbrecht.

39. Schutzraum/Safe Space

Schutzräume/Safe Spaces sind Orte oder Veranstaltungen, die das Ziel haben, möglichst diskriminierungsfrei zu sein. Die Verantstalter:innen sind meist selbst von Diskriminierung betroffen und kennen sich dementsprechend damit aus. Schutzräume sind dafür da, dass Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, sich frei ausleben können, ohne Abwertung zu erfahren. Insbesondere Menschen, die mit Mehrfachdiskriminierung konfrontiert sind, können sich in solchen Räumen frei bewegen. Ein Konzept des Schutzraumes ist z.B. FLINTA*. Es besteht viel Kritik hinsichtlich der Schutzräume und gerade an den Universitäten wird das Thema kontrovers diskutiert. Hier sollen einige Kritikpunkte genannt werden, die wir jedoch NICHT teilen. So sollen Safe Spaces die Opferhaltung von Studierenden verstärken und sie vor „kontroversen Ideen und Gedanken“ schützen, deshalb sind sie nicht mehr konflikt- bzw. diskussionsfähig. Kriker:innen sehen die Gefahr, dass Safe Spaces eine Vorstufe der Zensur seien, da an diesen Orten keine Meinungsfreiheit herrscht.

40. Sexismus

Sexismus ist eine spezifische Form der Diskriminierung aufgrund des zugeschriebenen Geschlechts und damit verbunden die hierarchisierende binäre und heteronormative Ideologie. Sexismus ist tief in unserer Gesellschaft verankert und mit Machtstrukturen verknüpft ,die auf Annahmen und Vorurteilen wie Menschen ihr Geschlecht auszuleben haben, basieren. Das Patriarchat ist ein historisch bedingtes Machtungleichgewicht, dass Männer* über alle Geschlechter stellt. Dabei sollte beachtet werden, dass Sexismus alle betrifft. Männer*, Frauen*, nicht-binäre Personen – alle werden in stereotype Geschlechterrollen gedrängt. Die Folgen von Sexismus für Männer* äußern sich in der toxischen Männlichkeit*, die zerstörerischen stereotype Erwartungshaltungen an das Verhalten von Männern* beschreibt.

41. sexuelle Identität/sexuelle Orientierung

Die sexuelle Identität/Orientierung drückt aus, zu welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern sich eine Person in emotionaler, romantischer, körperlicher und/oder in sexueller Hinsicht angezogen fühlt. Dabei werden sexuelle Praxen oder Präferenzen nicht mit eingeschlossen und sind unabhängig der jeweiligen sexuellen Identität. Sexuelle Identitäten können zum Beispiel A_sexualität, A_romantik, Pansexualität, Homosexualität oder Heterosexualität sein. In unserem Artikel „Viele bunte Farben – das Kurzportrait der Pride-Flaggen“ werden einige sexuelle Identitäten mit der dazugehörigen Flagge vorgestellt.

42. strukturelle Benachteiligung

Wenn Diskriminierung und Benachteiligungen keine Einzelfälle mehr sind, sondern auf grundlegende Normen, Werte und rechtliche Reglungen einer Gesellschaft/eines Systems zurückzuführen sind, spricht Mensch von struktureller Benachteiligung. Häufig gehen die individuellen Diskriminierungsformen mit der strukturellen Hand in Hand. Regenbogenfamilien werden zum Beispiel verbal auf der Straße beleidigt (individuell). Rechtlich gesehen sind diese Familien nicht gleichgestellt mit heteronormen Familien (strukturell).

43. Transition/Geschlechtsangleichung/Trans*Weg

Als Transition bezeichnet man den Prozess der Änderungen einer trans* Person, um die Geschlechtsidentität sozial, körperlich und/oder juristisch auszudrücken. Eine Transition kann zum Beispiel durch Hormontherapie und Operationen, Namens- und Personenstandsänderung oder Kleidung erfolgen. Der Begriff der „Geschlechtsumwandlung“ ist falsch, da keine Umwandlung erfolgt, sondern eine Angleichung an das Geschlecht als das sich die Person identifiziert. Der Begriff wird von der trans*-Community abgelehnt und sollte nicht verwendet werden. Die Transition wird auch als Geschlechtsangleichung oder trans*Weg bezeichnet, der meist viele Jahre dauert, aufwändig und kostenintensiv ist. Wann bzw. ob dieser Weg abgeschlossen ist, kann nur die Person selbst beurteilen und ist individuell unterschiedlich.

45. toxische Männlichkeit

Der Begriff bezieht sich nicht auf alle Männer*, sondern auf das gesamtgesellschaftliche schädliche Verhalten und der damit verbundenen Einstellungen. Diese basieren auf einem traditionellen, stereotypen und patriarchalen Männer*bild. Annahmen, die daraus entstehen sind zum Beispiel: Gefühle (außer Wut/Aggression) werden unterdrückt und nicht nach außen gezeigt, Gewalt gilt als Problemlösung, Legitimation von aggressivem und dominantem Auftreten, „Recht“ auf sexuelle Aggression/Übergriffigkeit/Grenzüberschreitung, übersteigertes Konkurrenzdenken, Selbstanspruch alles zu Kontrollieren und alleine zu schaffen, Abwehr von Weiblichkeit* und Interpretation als Schwäche. Diese Annahmen und das zugrunde liegende Verhalten haben durch queer Feindlichkeit und Misogynie negative Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. In unserem Artikel „Our Bodies, our Lives, our Rights – 17.05 Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“ erklären wir dir genauer, wie es zu feindlichen Verhalten kommt und was das mit Weiblichkeit* zu tun hat.
Durch Sätze wie „Jungen weinen nicht“ oder „Prügeln gehört zum Mann-sein dazu“ werden diese Vorstellungen schon frühkindlich geprägt. Toxische Männlichkeit wird in unserer Gesellschaft weitervererbt (Trauma Vererbung). So geben Väter oder männliche* Vorbilder ihr Männlichkeits*bild und ihre Gewalterfahrungen an die nächste Generation weiter. Als Folge kann die Angst entstehen, Privilegien zu verlieren oder kein „richtiger Mann” zu sein. Durch das Ausschließen von Weiblichkeit* sind Männer* in ihrer Individualität eingeschränkt. Jedoch kann das stereotype Männlichkeits*bild das Gefühl von Sicherheit vermitteln, da ein Lebensentwurf angeboten wird, quasi ein „Leitfaden“. Selbstschädigendes Verhalten, das Vermeiden von Arztbesuchen, Krankheiten (besonders Mentale) Kleinreden oder Verschweigen sind weitere Auswirkungen von toxischer Männlichkeit.

44. Trigger

Trigger als Begriff stammt aus der Psychologie. Emotionale Trigger sind dabei Muster, die vergangene Erfahrungen wecken und das Verhalten und die Bewertung neuer Situationen beeinflussen. Diese Erinnerungen sind meist plötzlich und treten in Form eines Flashbacks auf. Die damaligen Gefühle werden wieder erlebt, sodass die aktuelle Situation von Betroffenen häufig nicht mehr wahrgenommen werden kann und sie sich so verhalten, als wären sie in der alten erinnerten Situation oder in einem Déjà-vu. Oft wird im Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen von Triggern geredet. Es gibt Trigger, die als eine Art des Schutz – bzw. Verdrängungsmechanismus dienen. Außenstehenden fällt es manchmal schwer, die Reaktionen auf einen Trigger nachzuvollziehen. Dabei ist zu beachten, dass die Betroffenen selbst oft keinen Zugang zu den Auslösern oder Reaktionen haben. Die Hinweise „Trigger Warnung (TW) oder „Content Note (CN)” werden häufig vor Beiträgen mit Themen gesetzt, die Personen potentiell triggern könnten. Eine CN hilft diesen Personen mit den gezeigten Inhalten besser umzugehen. Sie können dadurch selbst entscheiden, ob sie sich in der Lage fühlen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Oftmals hilft es den Personen auch, sich diesen im Beisein einer anderen Personen („emotional support”) anzuschauen.

Wir hoffen, dieser Artikel hilft, Wissen zu erweitern, teilen oder aufzufrischen. Uns liegt am Herzen, die Wissenslücken, die auch bei uns bestehen, zu füllen und den spannenden Diskurs rund um Sprache mitzuverfolgen.

Quellen:
www.stadt.muenchen.de/infos/kgl-lgbtiq-glossar.html
www.abqueer.de/informieren/begriffe/
www.queere-jugendarbeit.de/wp-content/uploads/2020/10/QueereFibel_148x148_final_Web.pdf
www.100mensch.de/lexikon-neu/
www.queer-lexikon.net/
www.bpb.de/themen/gender-diversitaet/geschlechtliche-vielfalt-trans/245426/lsbtiq-lexikon/
www.haw-hamburg.de/fileadmin/Gleichstellung/PDF/Respekt/Fremdbezeichnung.pdf
www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/das-queer-lexikon-was-bedeutet-flinta/28127346.html#:~:text=Das%20Akronym%20FLINTA*%20steht%20f%C3%BCr,ihrer%20Geschlechtsidentit%C3%A4t%20patriarchal%20diskriminiert%20werden.
www.lexikon.stangl.eu/21840/trigger
www.bundesgesundheitsministerium.de/konversionstherapienverbot.html