Pride Month – Eine kleine Zeitreise und warum Vergangenes hoch aktuell ist

Pride ist das englische Wort für Stolz und steht im Zusammenhang der queeren Kultur für Toleranz und Selbstbewusstsein der LGBTQIA+ Community. Beim Pride Month wird gegen Kriminalisierung, Stigmatisierung, Ausgrenzung und Diskriminierung gekämpft. Es wird an die Menschen gedacht, die für die Errungenschaften der Community ihr Leben gelassen haben und auf noch bestehende Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht. Im Juni finden deshalb verstärkt Veranstaltungen von und mit Menschen der queeren Gemeinschaft statt. Der Pride Month setzt ein Zeichen für eine bunte und tolerante Gesellschaft, protestiert gleichzeitig aber auch gegen immer noch vorherrschende Missstände.

Wie alles begann: die Stonewall Riots

Um die Entstehungsgeschichte des Pride Month nachvollziehen zu können, ist ein Ereignis ausschlaggebend. Die Stonewall Riots sind der Dreh und Angelpunkt einer weltweiten Bewegung. Vor dem Christopher Street Day, den Protesten und Paraden, wurden homosexuelle und trans* Personen von der Gesellschaft geächtet. Sie galten als psychisch krank und wurden wegen Unzucht in Gefängnisse oder Zuchthäuser eingesperrt. Verbale und vor allem physische Gewalt waren an der Tagesordnung.
Deshalb waren Angehörige der queeren Community gezwungen, ein verstecktes Leben zu führen. Ausgewählte Bars und Parkanlagen dienten als Treffpunkte. Dort konnte jeder Mensch seine Identität frei ausleben. Eine dieser Bars war das Stonewall Inn auf der Christopher Street in New York. In der Bar gab es regelmäßig Polizeirazzien und -gewalt, denn Homosexualität galt nach wie vor als Straftat und die Bar selbst hatte keine Ausschanklizenz für Alkohol. Da die Bar in den Händen der Mafia lag, wurde sie jedoch nie geschlossen. Nach einer Razzia wurde Geld an die Polizei bezahlt und die Türen konnten wieder geöffnet werden. Viele der verhafteten Menschen kamen am nächsten Tag namentlich und mit dem jeweils begangenen Verbrechen in die Zeitung. Die Mafia wusste dank ihrer Spitzel meistens, wann die nächste Razzia stattfinden wird.
In den frühen Morgenstunden des 28.06.1969 wusste aber niemand von der polizeilichen ‘Kontrolle’. Anders als sonst, wehrten sich die Menschen in der Bar gegen die Razzia. Das aggressive und meist gewaltvolle Vorgehen der Polizei wurde nicht mehr geduldet und als die lesbische Sängerin Stormé DeLarverie verhaftet werden sollte, schritten die anderen Gäste ein. Es flogen erste Steine, Flaschen und Fäuste in der Christopher Street. Was im Stonewall In begann, entwickelte sich im Laufe der nächsten fünf Tage zu einer Flutwelle des Widerstands gegenüber den Repressionen des Staats. Proteste und Straßenkämpfe folgten auf diesen bedeutenden Abend im Juni. LGBTQIA+ Personen wurden endlich wahrgenommen, die Ausmaße der Diskriminierung wurden von der Regierung, den Behörden und der Gesellschaft anerkannt.

Wie es weiter ging: CSD und Pride Month

Kurz nach den Stonewall Riots gründete sich die „Gay Liberation Front“, die sich für Sichtbarkeit gleichgeschlechtlich Liebender einsetzt. Ein Jahr später wurde dann in Gedenken an die Ereignisse im Stonewall Inn die erste gewaltfreie, bunte und laute Parade mit dem Namen “Christopher Street Liberation Day” organisiert. Zwar gab es schon vor den Stonewall Riots erste Organisationen, die sich für lesbische und schwule Menschen einsetzten, jedoch waren sie nicht so erfolgreich wie die „Gay Liberation Front“.
Was jedoch im Zusammenhang mit den Stonewall Riots gern vergessen wird, ist die Schlüsselrolle von Schwarzen trans* Frauen*, die im Kampf um Gerechtigkeit ganz vorne standen und den Aufstand vorangetrieben haben. Deshalb sollten wir nicht nur an den Tag an sich erinnern, sondern auch an Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera, die als Erste Widerstand geleistet haben.
Leider ist die Entwicklung der Gleichberechtigung nicht immer gleich verteilt, so sind trans* Personen häufig von Mehrfachdiskriminierung betroffen. Die gesellschaftliche Akzeptanz vollzieht sich nur schleppend und schließt nicht alle Existenzen der queeren Community mit ein. Aus diesem Grund brauchen wir auch weiterhin den Christopher Street Day, die Paraden, die Sichtbarkeit, den Aufstand. Die weltweite Bewegung, die den Pride Month jedes Jahr im Juni feiert, wächst mit jedem Jahr und immer mehr Menschen kämpfen für die Rechte marginalisierter Minderheiten. So waren zum Beispiel bei dem CSD 2019 in Berlin 1.000.000 Menschen und liefen mit dem Motto „Stonewall 50 – Every riot starts with your voice“ durch die Straßen.
Die Entkriminalisierung von Homosexualität in den vielen Ländern, das Adoptionsrecht und die gleichgeschlechtliche Ehe sind Meilensteine, die während des Pride Month gefeiert werden können. Dabei sollten wir uns von der Geschichte und den Errungenschaften leiten lassen, um Zukunftsperspektiven zu entwickeln und unsere Stimme zu erheben.

Quellen:
www.bpb.de/
www.evol.lgbt/de/history-of-pride-month-means-much-more-for-celebrations-today/
www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.pride-month-mhsd.87e934df-6644-4c69-a4e8-1c8c9b30cb0a.html
www.magazin.audible.de/pride-month/
www.history.com/pride
www.wolfgang-magazin.com/gesellschaft-artikel/stonewall-riots-der-tag-an-dem-die-lgbt-gemeinschaft-zurueckschlug/
www.deutschlandfunkkultur.de/stonewall-proteste-vor-50-jahren-die-geburtsstunde-der-lgbt-100.html

Bild:
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