BeeProud – LGBTQIA+ Statements mit Sinn

Dass wir irgendwann eine Pride Collection herausbringen möchten, stand schon eine Weile fest. So richtig haben wir uns aber nie an das Thema herangetraut. Denn einerseits ist es sehr sensibel und andererseits entsteht medial schnell der Vorwurf des Rainbow-Washings. Also die bewusste Nutzung der Regenbogenflagge und des Pride als Marketingstrategie, ohne dabei ernsthaftes Interesse zu haben, die queere Community zu unterstützen, bspw. durch eigene Aktionen, Spenden etc.

Als wir von matabooks® uns intensiver mit der Idee einer Pride Collection beschäftigten, stand von Anfang an fest, dass wir mit Menschen zusammenarbeiten möchten, die Teil der Community sind. Durch Recherchen nach passenden Kunstschaffenden sind wir auf BeeProud.de und somit auf die beiden Gründerinnen Jasmin und Steffi aufmerksam geworden. Es hat sofort Klick gemacht und spätestens als wir ihr Motiv „Heartbeat“ gesehen haben, wussten wir: Das ist es!

Die beiden Gründerinnen haben uns nicht nur ihr wundervolles Motiv zur Verfügung gestellt, sondern standen uns auch bei zahlreichen Fragen beratend zur Seite.
Spoiler: Die Matacrew ist großer Fan der beiden! Also schau unbedingt mal bei ihnen vorbei!

Wie alles begann

Jasmin und Steffi lernten sich zufällig auf Rhodos kennen, als dort beide als Reiseleiterinnen tätig waren. Nun sind sie seit fast 5 Jahren ein Paar und mittlerweile sogar Geschäftspartnerinnen. Denn Ende 2020 kam ihnen die Idee zu BeeProud.de, einem Onlineshop für dezente LGBTQIA+ Statements.

Warum? Weil die meisten angebotenen Accessoires, Kleidung & Co., die die Zugehörigkeit oder Unterstützung der queeren Community ausdrücken, recht bunt, plakativ oder schrill sind. „Die kann man zwar auf einem CSD tragen, aber nicht im Alltag. Das war anfangs für uns gar nicht so präsent, aber als wir angefangen haben, uns damit zu beschäftigen, fiel uns auf, dass das Angebot wirklich sehr, sehr dünn ist, obwohl die Zielgruppe ja eigentlich immer weiter wächst. Also haben wir uns angeschaut, was es auf dem Markt so gibt und dachten uns, da gibt es auf jeden Fall Bedarf. Und so ist das Ganze entstanden.“ erzählt Steffi.

Seit Juli 2021 sind sie mit ihrem Shop BeeProud.de online und wachsen seitdem stetig in ihrem bunten Sortiment. „Aktuell sind wir noch zu zweit. Zwar steht uns eine Agentur beim Marketing beratend zur Seite, aber im Prinzip machen wir alles allein. Und fragen uns manchmal selber, wie wir das eigentlich alles machen.“ lacht Jasmin. „Es bleiben bestimmt auch immer mal Sachen auf der Strecke, denen wir zeitlich leider einfach nicht gerecht werden können. Aber wir geben immer unser Bestes, müssen aber mit den Ressourcen, die wir gerade zur Verfügung haben, wirtschaften.“

Doch das ist manchmal gar nicht so leicht, denn die beiden sprudeln nur so vor Ideen und hätten am liebsten mehr Zeit zur Verfügung, um diese zu verwirklichen. Aktuell liegt der Fokus aber auf dem Onlineshop BeeProud.de

À propos, woher kommt eigentlich der Name?

Steffi und Jasmin von Beeproud.de

Die Biene als Symbol für eine bunte Welt

Tatsächlich war unser erster Gedanke, dass der Name und das dazugehörige Logo für Nachhaltigkeit stehen, denn diese ist dem Unternehmen mindestens genauso wichtig, wie der Support der queeren Community. Diese Interpretation ist zwar nicht gänzlich falsch, war aber nicht die eigentliche Intention.
„Die Biene ist ein stolzes Tier, das die Welt bunter macht. Und ohne die Bienen sähe es sehr schwierig auf der Welt aus. Sie ist ein essenzielles Tier.“ Und somit ein wunderbares Symbol für die die Menschen der LGBTQIA+ Community. „Wir wurden aber auch schon gefragt, ob wir eine Imkerei sind.“

„Proud“ erklärt sich nahezu von allein, so ist es doch der englische Begriff für „stolz“ – „be proud“ bedeutet demnach „stolz sein“. Ein perfektes Wortspiel! Denn „be proud“. BeeProud ist dahingehend auch die Aufforderung, sich stolz zu zeigen, wie mensch sich fühlt. Egal welcher sexuellen Orientierung oder welchem Geschlecht die Person sich zugehörig fühlt. Das Logo verbirgt noch eine weitere Botschaft, denn der gelbe Streifen der Biene zeigt in eine andere Richtung als die übrigen Streifen: „Es ist ein Symbol dafür, dass nicht alles in die gleiche Richtung gehen muss, um harmonisch zu sein.“

Wundervolle Designs als dezente Statements

Die beiden Multitalente haben bisher alle Designs ihrer Produkte inklusive des Logos selbst entworfen. Bei spezielleren Motiven arbeiten sie aber mit kreativen Kunstschaffenden zusammen, z.B. für die Motive „The Stonewall Riots“ als Erinnerung an den Beginn der queeren Bewegung im Juni 1969 und „Transition“ zur Feier von trans* Personen.
Die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden gibt Steffi und Jasmin aber auch wichtigen Input, denn mensch „kann auch nicht immer nur vom eigenen Geschmack ausgehen. Es ist dann auch schwer, sich hineinzuversetzen, was anderen Menschen gefallen könnte.“
Diese Aussage können wir von matabooks ganz deutlich unterschreiben. Insbesondere bei der Designfindung für unsere Notizbücher ist es manchmal schwierig abzuschätzen, welche Motive gut ankommen werden und welche nicht. Die eigenen Vorlieben zur Seite zu schieben und durch die Augen einer anderen Zielgruppe zu schauen, ist essenziell, um möglichst viele Geschmäcker bedienen zu können.

LGBTQIA+ Statements von Beeproud.de

Whatever makes you feel alive

Das Motiv „Heartbeat“, das die beiden übrigens selbst designt haben, hat uns einstimmig überzeugt. „Zunächst war das Motiv nur auf T-Shirts. Da ging es darum, dass das Herz in Regenbogenfarben schlägt. Der Satz ,Whatever makes you feel alive’ kam erst hinzu, als das Motiv auch auf Hoodies und Postern gebracht wurde. Wir wollten einen klaren Satz einbinden, der ausdrückt: Es ist egal, wie dein Herz schlägt. Hauptsache der Herzschlag hält dich am Leben und macht dich glücklich. Denn im Leben und beim Pride geht es letztendlich genau darum, dass du so leben darfst, wie du bist. Wir finden auch das Wort „tolerieren“ nicht passend. Ich möchte nicht toleriert, sondern akzeptiert werden, bestenfalls bedingungslos. Nicht nur in der queeren Community, sondern grundsätzlich als Mensch, der in diese augenscheinlich genormte Welt vielleicht nicht reinpasst. Es gibt viele Arten von Diskriminierung, aber unsere Herzen sind alle die gleichen und schlagen ja dennoch gleich. Wie und wer man sein und wen man lieben möchte, sollte jedem selbst überlassen sein, solange es friedlich zugeht. Der Satz ,Whatever makes you feel alive’ kam dann einfach so.“ erzählen die beiden.

Diese Symbolkraft möchten wir mit dem „Heartbeat“ Bundle, das sowohl bei BeeProud.de als auch in unserem Onlineshop erhältlich ist, feiern.

Heartbeat Pride Month Bundle mit BeeProud.de

Wo fängt es an?

BeeProud.de ist aber nicht nur ein Shop für schlichte und stilvolle LGBTQIA+ Statements. Es steckt noch viel mehr dahinter. Sie unterstützen das Projekt 100% MENSCH, das sich für die vollständige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung aller Menschen einsetzt. Dafür leisten sie wichtige Aufklärungsarbeit – online wie offline.
Jasmin und Steffi sind beide eng mit dem Gründer Holger Edmaier vernetzt und haben uns daher dieses wundervolle Projekt empfohlen. So haben wir von matabooks uns dazu entschieden, dieses zu unterstützen. Für jedes verkaufte Nari der Pride Collection geht ein Teil des Erlöses an 100% MENSCH. Denn nach wie vor werden Menschen der queeren Community ungleich behandelt. Und Hasskriminalität gegen die sexuelle Orientierung ist in den letzten Jahren stetig gestiegen.

„Man kennt viele Geschichten. Die Frage ist, wo fängt Queerfeindlichkeit an?“ überlegt Steffi. Jasmin ergänzt: „Vielleicht haben auch wir schon mal Queerfeindlichkeit erlebt, nur dass wir das noch nie so zu spüren bekommen haben. Wir wurden zum Glück noch nie in einer körperlichen Form angegangen oder angegriffen. Wir sind aber auch nicht die Personen, die das in der Öffentlichkeit so nach außen tragen. Wir gucken schon, ob man Händchen hält oder sich küsst. Das machen sehr viele queere Personen so.“
Tatsächlich wird in den großen Medien auch nicht viel über homophobe Angriffe berichtet, meistens erfahren Menschen nur innerhalb ihrer Bubble davon.
Doch Queerfeindlichkeit und Diskriminierung bedeuten nicht gleich körperliche Gewalt. Es fängt schon viel früher an: „Wenn wir ein Kind zusammen bekommen, sind wir nicht gleich automatisch gleichberechtigte Elternteile. Das ist natürlich auch eine Art von Diskriminierung. Es hat natürlich nichts mit Gewalt zu tun, das muss man unterscheiden.“ merkt Jasmin an. Dennoch werden sie in diesem Beispiel nicht so behandelt wie heterosexuelle Paare. Und auch in alltäglichen Situationen müssen sie sich als homosexuelles Paar immer wieder erklären: „Ich finde, eine Art von Diskriminierung ist auch, dass man sich ständig outen muss. Also immer. Man hat ja nicht nur ein Outing. Man muss sich ständig erklären. Wir sind keine platonischen Freundinnen, wir sind auch keine Schwestern. Das ist meist keine böswillige Diskriminierung. Aber man überlegt dann schon, ob man dazu etwas sagen möchte. Diese Situation hat man ganz oft.“

Ein romantisches Dinner, die Übernachtung im Hotel oder gar das Treffen von Familie sind für heterosexuelle Paare keine Gelegenheiten, in denen immer wieder in Frage gestellt wird, dass sie in einer Beziehung sind. Für Jasmin und Steffi sowie für viele andere queere Menschen hingegen schon. Für manche Personen ist es einfacher, um die Ecke zu denken, als das Offensichtliche zu sehen, denn die meisten Menschen wachsen mit Werten auf, die nicht divers sind. Insbesondere ältere Personen sind noch weniger in einer queeren Gesellschaft großgeworden.
„Wir hoffen, dass es einfach irgendwann mal anders wird und die Gesellschaft nicht mehr so heteronormativ ist. Dass zum Beispiel bei Mädchen nicht automatisch davon ausgegangen wird, dass sie irgendwann mal einen Freund haben werden.“

In den jüngeren Generationen wird ihre Hoffnung bereits zu großen Teilen erfüllt, denn durch Social Media und die enge Vernetzung, ist gerade diese aufgeklärter. So lernen aber auch Jasmin und Steffi selbst ständig dazu, denn früher wurde vieles gar nicht benannt, wie zum Beispiel Non-Binarität und andere sexuelle Orientierungen. Sie denken, dass diese mittlerweile entstehende Vielfalt insbesondere jüngeren Menschen dabei hilft, sich viel eher mit sich selbst auseinanderzusetzen, sich selbst zu finden und die eigene Individualität auszuleben. „Im letzten Jahr waren wir auf dem CSD in Dresden. Da war das Publikum sehr jung und wir haben viele verschiedene Flaggen, wie trans*, pansexuell, non binary etc. gesehen. Die Labels helfen den Jugendlichen schneller zu erkennen, womit sie sich identifizieren können.“

In unserem Blogbeitrag „Viele bunte Farben – das Kurzportrait der Pride-Flaggen“ findest du eine gute Übersicht über die einzelnen Flaggen.

How to be Ally

Du musst nicht selbst Teil der queeren Community sein, um diese zu unterstützen. Auch als heterosexueller Mensch, der in die heteronormative Gesellschaft hineinpasst, kannst du helfen. Diese Menschen werden als Straight Ally bezeichnet, was im Deutschen so viel heißt wie heterosexuelle:r Verbündete:r.

„Man kann natürlich tolle Statements tragen.“ lacht Steffi, ergänzt aber noch „Man kann aktiv auf einen CSD gehen, das sind ja auch Demonstrationen und nicht nur Party, Spaß und gute Laune. Auch als Ally kann man dort helfen, mitlaufen und sich informieren. Man kann in Situationen, in denen verletzende Kommentarte gegen queere Menschen geäußert werden, darauf hinweisen und die Leute abholen. Auch wenn gerade keine queeren Menschen dabei sind. Man muss Bewusstsein schaffen, einen Schritt weiter denken.“
„Wie cool wäre es denn, wenn ein kleines Kind nicht mit Sprüchen wie ‚Du wirst ein Mädchenschwarm’ oder ‚Auf dich werden die Mädchen abfahren’ aufwachsen müsste. Denn vielleicht denkt sich das Kind ‚Ich finde aber auch Jungs cool’. Dass man als junges Wesen nicht direkt mit auf den Weg bekommt, dass man irgendwann mal wie in diesem Fall ein Mädchen als Freundin hat, sondern dass es auch total cool wäre, wenn ich einen Jungen mit nach Hause bringe.“
Ihr Vorschlag, um bereits Kinder möglichst früh für eine diversere Welt zu sensibilisieren, ist daher, schon in Kinderbüchern diese Thematiken aufzugreifen, z.B. mit Geschichten über Regenbogenfamilien. Als Ally kannst du also das Kinderbuchregal bunter und diverser gestalten.

Du siehst, schon mit kleinen Schritten kannst du die Welt bunter machen, als Ally für eine marginalisierte Gruppe einstehen und deinen Support offen zeigen. Schau gern bei Beeproud.de vorbei und entdecke wundervolle, schlichte Statements oder sorge mit unseren Pride Naris für ein bisschen Farbe im Alltag.

Solltest du Fragen oder Anmerkungen haben, schreib uns gern einen Kommentar.

Steffi und Jasmin von Beeproud.de beim CSD

Quellen:

www.de.statista.com/statistik/daten/studie/870110/umfrage/polizeilich-erfasste-delikte-gegen-die-sexuelle-orientierung-in-deutschland/
www.beeproud.de/
www.100mensch.de/
Telefoninterview vom 17. Mai 2022