Vatertag: Das andere Elternteil

Der Ist-Zustand

So ziemlich jede:r von uns kennt das Klischee: eine Horde Männer, die einen mit Bier vollgepackten Bollerwagen durch die Gegend ziehen und es „Männertag“ nennen. Das ist das Gegenteil zum Muttertag. Die Geschlechterdifferenzen werden an diesen beiden Tagen besonders stark zur Schau gestellt. Weiblichkeit durch ein ruhiges gemeinsames Frühstück und eventuell einem gemütlichen Spaziergang. Männlichkeit durch übermäßigen Alkoholkonsum, laute Musik und lange Wanderungen. Auch das beschenken der Elternteile läuft ein bisschen anders ab. Wenn Väter Geschenke bekommen, dann sind es meist unpersönliche Dinge, die man unter der Google-Suche „Was schenke ich meinem Vater zum Vatertag“ finden kann. Hoch im Kurs steht da die gravierte Whiskyflasche, oder wer ganz spaßig drauf ist das Minigolf-Set für die Toilette. Manchmal fragt Mensch sich, was da eigentlich genau gefeiert wird und was Vater-sein heute bedeutet. Dieser Blogartikel begibt sich auf die Spurensuche nach den neuen Vätern, was Männlichkeit überhaupt bedeutet und was wir am Vatertag eigentlich feiern sollten.

Der Herrentag

Bevor über den Soll-Zustand gefachsimpelt wird, sollten die Ursprünge des Vatertags geklärt werden. Die genaue Entstehungsgeschichte des Herren- bzw. Vatertags ist noch umstritten. Jedoch spricht vieles dafür, dass diese Feiertage teilweise im religiösen Brauchtum wurzeln. Christi Himmelfahrt wird 40 Tage nach der Auferstehung Jesu (Ostersonntag) gefeiert. Dabei wird der Heimkehr Jesu zu seinem Vater in den Himmel gedacht, also der für den christlichen Glauben wichtigsten Rückkehr eines Sohnes zu seinem Vater. Am Himmelfahrttag waren Flurumgänge und -ritte üblich. Auch bei diesem Brauch ist der Ursprung nicht ganz klar. Zum einen könnte es sich um einen germanischen Rechtsbrauch handeln, nachdem jede:r Eingentümer:in einmal im Jahr ihren:seinen Besitz umschreiten muss, um den Besitzanspruch aufrechtzuerhalten. Zum anderen könnte der Ursprung in der sogenannten Apostelprozession liegen. Dabei soll der Gang der elf Jünger zum Ölberg zum Zweck ihrer Aussendung imitiert werden. Unabhängig davon, woher der Flurumgang nun kommt, wurden schon im Mittelalter die Wanderungen mit Alkohol zum feucht-fröhlichen Fest.

In Berlin wurde, nachdem die Flurumgehungen an Popularität verloren, der Herrentag eingeführt, der stark an den alten Brauchtum angelehnt war. Männer trafen sich damals, um gemeinsam bei einer Wanderschaft zu trinken und unter sich zu sein. Der Herrentag wurde dann nach der Einführung des Muttertags als äquivalent genutzt und ist nun den Vätern gewidmet. Die Entstehung ist damit also geklärt, die Frage bleibt, warum wir den Tag weiterhin so feiern sollten wie er aktuell gefeiert wird. Denn um das Vatersein geht es den meisten eher nicht. Auch kinderlose Männer mischen mit! Um sich der Fragestellung anzunähern sollten wir kurz einen Ausflug in die Soziologie machen und uns fragen, was Vatersein heutzutage bedeutet und wie sich das Vater- bzw. Männlichkeitsideal in den letzten paar Jahren verändert hat.

Das andere Elternteil

In Schulen und Kindergärten wird immer noch vorwiegend die Mutter angesprochen, da die Gesellschaft nach wie vor sie als hauptverantwortlich für den Nachwuchs sieht. Die Väter sind dann das „andere Elternteil“. Selbst wenn sie die Kinder tagtäglich von der Schule/Kindergarten/Sport abholen und hinbringen, wird trotzdem der weibliche Elternteil als primary caregiver gelabelt. Das Stereotyp des männlichen Familienernährers bleibt teilweise in den Köpfen erhalten. Wobei die Vorbildfunktion und Legitimation gesamt gesellschaftlich abgenommen hat. Neue Väter sind gefragt. Väter, die sich an der Kinderbetreuung beteiligen und ebenso fürsorglich wie die Mütter sind. Diese Forderungen verunsichern, viele wissen nicht, wie sie das umsetzen sollen. Rollenverteilungen müssen neu ausgehandelt werden, Männer müssen nun ihre Position im gesellschaftlichen Gefüge hinterfragen und das kann auch mal zu Konflikten führen.

Dennoch ist eine stetig wachsende Zahl an Männern bereit, die Kinderbetreuung teilweise zu übernehmen. Der Wunsch, eine größere Rolle im Leben ihrer Kinder einzunehmen, zeichnet sich am männlichen Horizont ab. Erschwert wird der Wunsch unter anderem aber von den Arbeitgeber:innen. Väter, die länger als 2 Monate in Elternzeit gehen möchten, wird dies erschwert. Sie sollten doch lieber ihrer „Rolle” nachkommen, im Unternehmen verfügbar zu sein und das Geld nach Hause zu bringen. Ein sehr veraltetes Bild. Aber dennoch aktuell.

Wie sollte also Vaterschaft sein? Wie können wir Väter und jene, die kurz vor der Vaterschaft stehen unterstützen und feiern?

Der Soll-Zustand

Damit Vaterschaft überhaupt ihren Raum bekommt, sollten wir mit dem gigantischen Mutterideal der Aufopferung aufräumen. Schau dir dazu doch mal den Artikel zum Muttertag an.

Die grundsätzliche Anerkennung und Aufteilung von Care-Arbeit wäre also ein nächster Schritt hin zur besseren Vaterschaft. Pflegen, Betreuen und den Haushalt schmeißen ist auch Arbeit, die den gleichen Respekt wie Erwerbstätigkeit verdient (und am besten Entlohnung). Gesellschaftlich gesehen sollten wir von dem Kernfamilien-Ideal (Mutter-Vater-Kind) Abstand nehmen. Denn nebenbei bemerkt: eine Familie ist immer noch eine Familie, auch wenn es zwei Mütter oder zwei Väter gibt, wenn Mutter oder Vater alleinerziehend sind, oder jegliche andere Kombinationen, denn es gibt viele verschiedene Familienmodelle. Geschlechterungleichheiten, egal ob das auf Frauen- oder Männerseite stattfindet, werden in diesem Modell zementiert. Der „Mann“ in der Kernfamilie darf keine Emotionen zeigen, seine weiblichen Anteile nicht ausleben, wie z.B. Blumen schön finden, er muss immer stark sein, usw.

Ein weiterer Schritt zu neuer Vaterschaft ist die Akzeptanz hinsichtlich einer Elternzeit im Berufsumfeld zu steigern, die länger als zwei Monate geht. Die Liste lässt sich noch beliebig lange erweitern.
Was wünscht du dir noch für den Soll-Zustand? Wie sollte Vaterschaft und Vatersein für dich aussehen? Schreib es uns in die Kommentare!

Was Feiern wir? – Väter!

Wir feiern heute alle Väter, die mit dem klassischen Männlichkeitsideal brechen.
Alle, die bestehende Strukturen kritisieren und herausfordern.
Alle, die sich für ihre Kinder verantwortlich fühlen, verfügbar sind und sich engagieren.
Lass es deinen Papa wissen, warum du ihn lieb hast, was er für dich bedeutet und was er dir für Dinge beigebracht hat.

Das kannst du nachhaltig und vegan auf unseren wunderschönen Vatertag-Grußkarten machen! Wenn du was anderes als Klo-Mini-Golf oder eine gravierte Whiskey Flasche verschenken möchtest, eignet sich auch unser Samenbuch Easy perfekt dafür. Damit verschenkst du automatisch den Blumenstrauß gleich mit. Du kannst nämlich unsere Samenbücher einpflanzen und wunderbare Blumen wachsen lassen. Schau doch mal bei uns im Shop vorbei.

Quellen:
www.soziopolis.de/neue-vaeter-und-verunsicherte-maenner-maennlichkeit-in-geschlechtersoziologischer-perspektive.html
www.swr.de/wissen/1000-antworten/kultur/warum-faellt-vatertag-auf-christi-himmelfahrt-100.html
www.pinkstinks.de/vatertagswunsch/
www.brauchtum.de/de/sommer/christi-himmelfahrt.html
www.pexels.com/de-de/foto/selektive-fokusfotografie-der-kinderhand-1250452/

Bild:
https://www.pexels.com/photo/selective-focus-photography-of-child-s-hand-1250452/